09.06.2018

Der ÖPNV braucht ein Update.

Positionspapier der Jungen Union Mittelfranken und der Jungen Union Nürnberg-Fürth-Schwabach zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs


Mit den beiden Chefredakteuren der NZ Stephan Sohr und Dr. Andre Fischer haben unser JU-Bezirksvorsitzender Konrad Körner und der Bezirksvorsitzende der Junge Union Nürnberg-Fürth-Schwabach Johannes Eichelsdörfer ein Pressegespräch zu unserem ÖPNV-Konzept geführt. Wir wünschen uns einen effektiven, einfachen und attraktiven ÖPNV. Wir wollen aber auch konsequent modernisieren, ausbauen und digitalisieren. Dafür müssen wir uns auch eine neue und schlagkräftige Struktur für den VGN überlegen. Danach hatten wir eine spannende Führung durch den NN-NZ-Newsdesk von nordbayern.de und die Redaktion, wo jeden Tag Top-Journalismus für die ganze Region produziert wird. Zum Abschluss gab es noch ein Gespräch mit der JU zu aktuellen Fragen und Neuerungen im Bereich der Presse und die Weiterentwicklung des Journalismus.

Positionspapier zur Zukunft des ÖPNV

1. Leitlinien für einen modernen ÖPNV

Der ÖPNV unterliegt, wie alle anderen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens einem massiven Wandel. Dieser wird von zahlreichen Faktoren, wie zum Beispiel der Digitalisierung und den veränderten Wohnverhältnissen der Bevölkerung bestimmt. Im Folgenden möchten wir Impulse geben, wie der ÖPNV im Allgemeinen und der VGN in Mittelfranken im Besonderen diesen Herausforderungen begegnen können.

Dabei ist uns als Junge Union wichtig, sinnvolle Anreize für eine intensivere Nutzung des ÖPNV zu setzen, ohne die Möglichkeiten des Individualverkehrs einzuschränken. Wir setzen auf eine freiwillige Nutzung der Kunden durch attraktive Angebote ohne politische Vorgaben. Für die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land ist gerade im ländlichen Raum eine Verbesserung der Grundversorgung durch den ÖPNV unerlässlich. Die konkrete Ausgestaltung sollte jedoch den örtlichen Gegebenheiten durch individuelle und kreative Konzepte angepasst werden.

Wir wissen aber auch: Die Attraktivität des ÖPNV steht und fällt mit der Taktung. Deswegen muss gerade in den ländlichen Regionen der Busverkehr massiv ausgebaut werden. Ein erstes Ziel muss sein, bis 2030 untertags mindestens einmal die Stunde jede Gemeinde in Mittelfranken anzufahren. Auch am Freitag und Samstagabend muss eine gute Anbindung für Hin- und Rückfahrt in die größeren Städte gewährleistet sein. Der Ausbau von Nachtbussen ist gerade für die Jugend Merkmal von Lebensqualität und muss ernstgenommen werden.

1. Vereinheitlichung und Vereinfachung

Wir möchten eine Diskussion darüber anregen, wie möglichst vielen Menschen umweltfreundliche Mobilität zu günstigen Konditionen angeboten werden kann. Die Entscheidungskompetenz über die konkrete Ausgestaltung des Verkehrsangebotes muss jedoch bei den Gebietskörperschaften vor Ort bleiben, wobei auf eine engere Zusammenarbeit aller Beteiligten gerade beim „landkreisübergreifenden ÖPNV“ gesetzt werden muss. Kirchturmdenken und lokale Hemmnisse dürfen einem stimmigen Konzept für ganz Mittelfranken nicht entgegenstehen.

Die komplizierte Struktur des VGN ist zu träge um mit den Herausforderungen der Zukunft mithalten zu können und krankt an einem Demokratiedefizit. Die kommunalen Aufgabenträger müssen deswegen mehr Einfluss auf den VGN geltend machen. Der politische Prozess gerade für die Preis- und Tarifgestaltungen ist kaum mehr nachvollziehbar, eine politische Einflussnahme schwer möglich.

Wir fordern deswegen:
Die VGN GmbH soll in öffentliche Trägerschaft überführt werden und zum Mobilitätsdienstleister Mittelfranken ausgebaut werden. Hierzu ist der bestehende Zweckverband zu nutzen oder ein neues Kommunalunternehmen, oder eine private Gesellschaftsform mit öffentlichen Trägern zu gründen. Die Ausführung der einzelnen Linienbündel auch durch private Busunternehmen und der Vorrang der Eigenwirtschaftlichkeit nach dem Personenbeförderungsgesetz soll selbstverständlich weiterhin erhalten bleiben. Es gilt in einer Vollversammlung auch mehr ehrenamtliche Mandatsträger aus Stadträten und Kreistagen mit einzubeziehen. Einstimmigkeitsvorbehalte sind soweit wie möglich abzuschaffen.

2. Moderne Preis- und Tarifgestaltung

Die Tarifgestaltung des VGN ist nicht zufriedenstellend. Seine komplizierten Tarifzonen mit dem Wabensystem sind nicht mehr zeitgemäß. Wir fordern eine Erneuerung des Tarifsystems im VGN. Hierfür schlagen wir eine Anlehnung an das System der BVG mit einer Unterteilung in wenige Zonen mit jeweils einheitlichen Tarifen vor, sodass jede Fahrt innerhalb einer Zone des VGN immer denselben Fahrpreis kostet. Eine Berücksichtigung von Kurzstrecken möchten wir weiterhin beibehalten.

Auch das „Drängen zum Abo“ ist unserer Meinung nach nicht nutzerfreundlich. Für die Zukunft brauchen wir einen Verkehrsmix. Gerade im ländlichen Raum wird der öffentliche Nahverkehr nie das alleinige Verkehrsmittel sein können. Deswegen dürfen wir Gelegenheitsfahrten nicht länger unattraktiv machen. Hierzu benötigt das Tarifsystem die notwendige Einfachheit um auch von Gelegenheitsfahrern auf einen Blick erfasst werden zu können. Durch die Digitalisierung können Formate wie „pay as you go“ bzw. ein Tages- und Wochenlimit mit einer Preisobergrenze eingeführt werden, die für viele Kunden ein Abo auch überflüssig machen können.

Wir brauchen auch vermehrte preisliche Anreize zum Umsteigen. Deswegen fordern wir:

· Ein starkes Zeichen für Seniorenmobilität: Die Landkreise und kreisfreien Städte sollen ein auf 6 Monate befristetes Gratis-Nahverkehrsabo anbieten für unsere älteren Mitbürger die freiwillig ihren Führerschein bei der Zulassungsstelle entwerten lassen.

· Ein starkes Zeichen für das Ehrenamt: Es muss überlegt werden, ob die Inhaber der Bayerischen Ehrenamtskarte, die mittlerweile beinahe flächendeckend eingeführt ist, einen deutlichen Rabatt auf den Fahrpreis erhalten.

· Ein starkes Zeichen für den Verkehrsmix: Parken auf öffentlichen Parkplätzen in der Nähe von Haltestellen muss mit ÖPNV-Fahrschein kostenlos sein. Hierzu muss der VGN etwa Kooperationen mit den Schnittstellen von Handy-Parksystemen herstellen, die in der Region bereits an vielen Stellen genutzt werden.

· Ein starkes Zeichen für das Ticket 4.0: Mit NFC-Ticket und App eine Günstigerprüfung, automatisierte Abrechnung und ein preisliches Tages- und Wochenlimit für Gelegenheits- und Vielnutzer gleichermaßen.

3. ÖPNV 4.0 – Digitalisierung im ÖPNV

Die Digitalisierung ist gerade für unsere Verkehrsprobleme die Lösung schlechthin. Durch intelligente Vernetzung von Verkehrsmitteln kann und muss der Verkehrsmix für das 21. Jahrhundert entstehen.

Bereits 2005 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Konzept für ein digitales Fahrkartensystem gefördert. Mit dem e-ticket Deutschland steht eine Lösung bereit an der auch der VGN beteiligt ist. Der Großraum Nürnberg muss eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung des öffentlichen Nahverkehrs einnehmen.

Deswegen fordern wir:

· Ein Update für den Preis: Beschleunigte Einführung des e-ticket Deutschland mit NFC-Verfahren und automatisierter Preisberechnung. Hierbei müssen auch EC- und Kreditkarten der Banken oder die NFC-Karten großer Arbeitgeber in der Region eingebunden werden und als Zahlungsmittel nutzbar sein (bspw. die FAU-Card der Universität Erlangen-Nürnberg mit über 50.000 Nutzern). Der Preis der Fahrt wird dabei durch Vorhalten einer Karte beim Ein- und Aussteigen automatisiert berechnet. Das schafft Flexibilität und Nutzerfreundlichkeit.

· Ein Update für den Überblick: Sämtliche neuen Fahrzeuge des ÖPNVs in Zukunft mit GPS auszustatten und den Standort des Busses oder der Bahn auch in der App und auf elektronischen Fahrzeitanzeigen zugänglich zu machen. Hier muss die Interoperabilität der Systeme VGN-weit sichergestellt sein. Einzellösungen von Kommunen müssen der Vergangenheit angehören.

· Ein Update für den Komfort: Einführung von BayernWLAN und Ladebuchsen für elektronische Geräte in allen Bussen und Bahnen. Auch hier braucht es keine kommunalen Einzellösungen. An Umstiegshaltestellen sollte ebenfalls ein stabiles WLAN-Netz gewährleistet sein.

· Ein Update für das Umsteigen: Schnellstmögliche Vernetzung von Mobilitätsangeboten. Dies kann letztendlich nur durch die Landes- und Bundespolitik sichergestellt sein. Solange jedoch noch eigene Apps genutzt werden, soll der VGN besonders auf Schnittstellenoffenheit Wert legen und aktiv auf andere Verkehrsträger zugehen (Carsharing, Bikesharing, Fernbusse, P&R Parkhäuser, SMS-Parksysteme).

4. ÖPNV der Zukunft: flexibel & autonom

Das autonome Fahren wird auch eine Herausforderung für den ÖPNV. Der ÖPNV wird sich deswegen grundlegend verändern, er wird aber nicht überflüssig werden. Die Vorteile von autonomen Fahrsystemen sind gerade durch den öffentlichen Nahverkehr als dessen Vorreiter zu nutzen.

Deswegen fordern wir:

· Die vollständige Umstellung der U-Bahn in Nürnberg auf einen ferngesteuerten, mittelfristig autonomen Verkehr.

· Eine Konzepterstellung für ein autonomes Fahrkonzept im VGN-Gebiet. In Zusammenarbeit mit der FAU und der Industrie sollen Linien erdacht werden die kurz-, mittel- und langfristig autonom befahren werden können. Hier ist natürlich zunächst an den schienenbasierten Verkehr zu denken. Gerade aber für den Start des autonomen Fahrens auf der Straße soll der VGN auf großen Betriebsgeländen (Kliniken, Siemens/Adidas/Datev Campus, Universitäten und Hochschulen) Know-How sammeln um langfristig flexibel berechnete Routen anbieten zu können.



Positionspapier der Jungen Union Mittelfranken und der Jungen Union Nürnberg-Fürth-Schwabach zur Zukunft des ÖPNV

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